die griechische Schulungs-Kultur

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Foto Gerlind
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■ Will man die Zeit des frühen Christentums besser verstehen und dazu das griechische Bildungsbürgertum, welches die christlich-jüdischen Gedanken schon sehr zeitig mit ihrem griechischen Denken verband, dann ist es sicher nützlich einen tieferen Blick in die griechische Bildungskultur zu werfen:
■ Das frühe Menschenbild der Antike war von unglaublicher Rohheit geprägt. Die Größe der antiken Völker gipfelt im Kriegsglück, die Macht in der physischen Gewalt. Alle großen Taten des Altertums, die wir heute anstaunen, sind nicht Taten des Geistes, sondern der Waffen, Homer hat sie in seinen Epen literarisch verewigt.
■ Erst mit der Zeit entwickelte sich aus der antiken Religions-Philosophie und durch die Pflege der Kultur, besonders aber durch die Schulen eine Sittlichkeit heraus.
■ Wir finden im alten Griechenland eine Besonderheit. Es ist die Erziehung der Klasse der Freien Bürger. Bildung war nicht einer Priesterklasse vorenthalten, wie etwa in Ägypten und es wurden die Schulen auch nicht in die Hände von Geistlichen gelegt [wie bei den Juden] Ausbildung war eine vom Staate organisierte Sache, wenn die Schulen anfangs selber auch privat finanziert waren.
Die alte griechische Gesellschaft hatte eine relativ große Schicht freier Bildungsbürger und die Schulen und Philosophenschulen waren in ihrem Lehramt quasi frei.
■ Natürlich darf man nicht ausblenden, dass die Schulbildung der Knaben vorzugsweise den Dienst im Militär vorbereitete. Und das war eine weitere Besonderheit griechischer Bildungspolitik: körperliche und geistige Pflege war genau ausgewogen und hielt miteinender Schritt.
■ In Sparta war die die Erziehung überhaupt als eine Staatsangelegenheit betrachtet worden.
[Die griechische Gymnastik war gänzlich verschieden von unserer übertreibenden Turnkunst, und ihr Schulunterricht hielt den Menschen im Menschen aufrecht, statt ihn hinauszutreiben wie bei uns. Man bezweckte damals neben der nötigen Spannkraft eine schöne Haltung des Körpers und fand in der natürlichen Bewegung des Laufens, Springens, Ringens und Werfens die ausreichenden Mittel, wenn diese auch keineswegs planlos betrieben wurden.]
■ Der Schulunterricht musste in Sparte noch bei Privatlehrern außer dem Hause genommen werden; der Staat kümmerte sich nur um das sittliche Verhalten, nicht um das Wissen des Lehrers.
■ Grundlage des Unterrichts waren Lesen und Schreiben [Grammatik] Rechnen und Musik später auch das Zeichnen.
■ Die anfänglichen Behelfe waren eine mit dünner Wachsschicht überzogene Tafel und ein Griffel aus Metall und Elfenbein, an einem Ende zugespitzt, um die Buchstaben einzuritzen, am anderen abgeplattet, um das Geschriebene auszulöschen. Solcher Schreibtafeln bediente man sich auch vielfach im Leben, daneben aber auch häufig des Papiers aus der Papyrusstaude. Der Schüler saß auf niedrigem Sessel und stützte die Tafel zum Schreiben oder Lesen auf die Knie.
■ War der Schüler weit genug vorgerückt, so wurde er mit den großen Dichtwerken seines Volkes bekannt gemacht; namentlich der Homer wurde seinem Gedächtnis wie in sein Gemüte eingeprägt.
■ Mit dem 16. bis 18. Lebensjahr hörte die Schulzeit des Knaben auf; ihm wurde die Chlamys verliehen und zu Ehren des Schutzgottes das Haar gekürzt.
Im 20. Jahre leistete er dem Staate seine Dienstpflicht, erhielt die Rechte des freien Bürgers und Muße, bis zur Gründung seines eigenen Hausstandes seinem vergnügen oder weiterer Ausbildung nachzugehen. Das Letztere geschah vorzugsweise durch Reisen, indem man die Gastfreundschaft der Eltern ausnutzte oder selbst solche begründete.
■ [Parallelen finden sich hier zu den Lehrjahren der europäischen Adligen, doch war dies in Europa eben nur dem Adel vorbehalten, so genoss im alten Griechenland diese Art der Lebensschule eine viel breitere Schicht und Klasse]
■ Dem Vergnügen der jungen Griechen dienten die [Palästren, Ring- und] Kampf-Sportplätze, die Bäder und öffentlichen Hallen, vorzüglich aber die freundschaftlichen Tafelrunden auf gemeinsame Kosten oder auf Einladung, bei welchem man den geistigen Genuss aber um so bereitwilliger herzuzog, als man sonst nicht damit überfüttert war.
■ Die Sitte gab diesen Tafelrunden entschieden das Gepräge der Feierlichkeit. Man erschien dazu gesalbt und bekränzt: der frohen Laune wurde um so mehr ungehindert Spielraum gelassen, als sie selbst in sich selbst die Bürgschaft trug, dass sie die Bahn der Niedrigkeit nicht betreten werde.
■ Bei fortgeschrittenem Alter gab die Sorge um das Gemeinwesen, die Ausfüllung bestimmter Ämter dem Bürger hinreichende Beschäftigung und Genugtuung.
■ Zur Verheiratung schritt man nicht zu rasch; auch sie wurde zu einem guten Teil als eine Staatsangelegenheit betrachtet. Ein Familienleben im guten modernen Sinne war den Griechen unbekannt. Der Mann gehörte der Öffentlichkeit, die Frau war auf das einförmigere und abgeschlossener Leben im Hause beschränkt, doch war das griechische Weib keineswegs eingeschlossen wie das orientalische.
■ In Sparta nahmen die Mädchen sogar an den gymnastischen Übungen teil; hier wie anderswo erschienen junge und verheiratete Frauen bei festlichen Gelegenheiten in der Öffentlichkeit. Unter sich hatten sie einen eifrig geselligen Verkehr und es war eine Zeit, wo auch die Frauenemanzipation Thema der Gesellschaft war!
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