eine These: Venedig - letzte antike Kolonie?

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Foto Thomas
Rechte nicht festgelegt
■ Es heißt, die Antike, besonders die Geisteskultur der Antike und die politische Kultur der Spätantike hat mit dem Mittelalter aufgehört zu existieren. Doch hier die Gegenthese: die griechisch-spätantike Gesellschaftsordnung lebte im christlich-byzantinischen Reich weiter und löste sich dann in der venezianischen und arabischen Zivilisation auf und das war keine wirkliche Auflösung, sondern mehr eine Metamorphose.
■ Byzanz hätte das gleiche Recht, Objekt so intensiver Betrachtung zu sein, wie etwa das alte Griechenland. Wir tun das nur nicht. In Byzanz entwickelten sich ohne kulturellen Bruch die antike Wissensgesellschaft fort, wie auch die Gesellschaftsform als ganzes. Die Form des menschlichen Zusammenlebens kannte in Byzanz später sogar die Chancengleichheit von Frauen und Männern. Man pflegte auch die schönen Künste. Es gab es in Byzanz im 11. und 12. Jahrhundert literarische Zirkel, deren Mitglieder antike Autoren wie Vergil, Seneca und Cicero lasen und diskutierten. Dagegen lebte bei uns in Mitteleuropa der Adel im 11. Jahrhundert zum Teil noch in so genannten ''Rotten'' man könnte sagen in einer Art Holz-Turm, der an der Basis eine Erdhöhle war.
■ Wie schon gesagt, war Konstantinopel ein Stück Antike, auch in geisteswissenschaftlicher Hinsicht wurde im christlichen Byzanz die vorchristliche Griechisch-Römische Kultur bewahrt, bis das Reich im Jahre 1453 in der Folge von endlosen Kriegen unterging. Doch vor dem Zusammenbruch von Konstantinopel gab es gewisser Art, wenn man das so sagen darf, eine Kolonie, welchen den Geist der Antike pflegte: Venedig. Von hier aus und von Teilen Italiens kamen dann wiederum die wichtigsten Impulse der Renaissance, welche genau genommen keine Neuentdeckung der Antike war, denn in Byzanz und Venedig hat die Antike Geisteskultur nie ein Ende erfahren hier war sie Teil der modernen Welt.
■ Was nur unserm Vorstellungen weniger entspricht, ist die Tatsache, das es auch eine Antike mit christlicher Prägung gab, die ganz eng mit dem Wesen des alten antiken Denkens verwurzelt war. In unserm allgemeinen Geschichtsbild wurde ja die antike Welt von der mittelalterlichen verdrängt, indem man in Gedanken die eine Kultur von der anderen abgelöst sieht.
■ Die alte antike Zivilisation hat immer weiter bestanden, nur ist das Interesse für die byzantinische, persische und frühe arabische Geschichte einfach nicht in dem Maße vorhanden, wie für das dem vorangegangene Griechenland und für die Geschichtsschreibung der nordalpinen Kulturentfaltung. Somit haben wir einen Teil der Geschichte einfach nur ausgeblendet.
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